Der Laufelder Kirchturm

Aus der Chronik der Verbandsgemeinde Manderscheid aus dem Jahr 1986

Die Kirche, die im Jahr 1148 erwähnt ist, wird wohl noch um 1500 gestanden haben, als, wie Ernst Wackenroder vermutete, die Grafen von Manderscheid einen, auch für Verteidigungszwecke nützlichen neuen Kirchturm anbauten. Vielleicht war dieser auch als Fluchtturm gedacht. Auf die Entstehungszeit dieses Turmes deuten auch 2 Glocken aus den Jahren 1513 und 1533. (Wackenroder, S. 190ff).

Auf die Bedeutung des Laufelder Kirchenturmes als Verteidigungs- oder Fluchtturm hat erstmalig Pfarrer Heydinger im Jahr 1878 aufmerksam gemacht. Er schrieb über einen Besuch in Laufeld:

„I. Stock, parterre, gothisch, mit Gurten eingewölbt, das Manderscheid’sche geschobene Band auf dem Gewölbeschlußsteine. Von Westen nach Osten unter weiten hohen Bogen geht man zu der an der Ostseite angebauten neuen Plafondkirche ein.

II. Geschosz. In dasselbe gelangt man aus der Kirche durch eine zur Seite angebrachte Öffnung, die mit angelegter Leiter erreicht wird. In der Mauer ist eine Steintreppe. Im Innern an der Ostseite ein Kamin (Feuerherd, Rauchfang und Schornstein), zu dessen Seiten in einiger Höhe eine Standsteinstütze, worauf früher ein Stein ruhte zum Zwecke hier Sachen aufzustellen. In der Mitte der Süd- und Westseite je eine Schießscharte.
Dieser Stock ist gedeckt mit Tonnengewölbe von Osten nach Westen. Einige Fuße unter dem Gewölbe ist eingemauert von Ost nach West ein Balken, der in der Mitte einen Halbkreisausschnitt und zu den Seiten je ein längliches viereckiges Zapfenloch zeigt. Ich vermuthe, neben dem Balken lag ein zweiter mit denselben korrespondierenden Löchern und auf dem Boden zwei dergleichen. Dem Aussehen nach drehte sich in dem runden Loche der Zapfen einer Welle zur Bewegung einer Zugbrücke oder eines Fallgatters an der Westseite. An der Nordseite ist der Eingang zur Treppe, die innerhalb der Nordmauer hinaufführt und in der

III. Etage mündet. Wo die Treppe im rechten Winkel nach rechts wendet, ist in der Nordseite der II. Etage eine kleine Lichtscharte. Diese Abteilung ist ohne Scharten. An der Südseite ist ein Schrank von rothem Sandstein eingelassen. An der Ostseite nach außen ist der Ausgang des Kamines, ein viereckiges Loch über der Kirchendecke; durch dasselbe sah ich in den II. Stock hinunter.

IV.Stock. Schieszscharten nach Süd, West und Nord … Die Ecken des Turms sind duchaus in Rothsandstein-Werkstücken ausgeführt.

V. Schosz ist ohne Scharten

Bei einer jüngeren Reparatur ist der Turm an Mauerwerk um 4-5 Fusze gekürzt worden (Heydinger bezieht sich hier auf den Neubau des Kirchenschiffes in der Zeit 1858-60 – d. Verf.).

Beim ersten Blick durch das II. Stockwerk rief ich dem begleitenden Küster „Heurecka“ zu. Der Kirchturm zu Laufeld ist der Thorturm des Schlosses Freudenstein! Zum Überfluss will ich meiner Aufstellung noch einige Stützen beisetzen:

Das Thurmmauerwerk überschreitet nach jeder Ausdehnung das gewohnte Masz. Zu der neuen Kirche steht es nicht im Verhältnis, und bei der alten kleineren Kirche war das Miszverhältnis so auffällig, dasz Müller (Trierisches Wochenblatt 1819, Nr. 48 – d. Verf.) ausnahmeweise des Thurmes gedenkt und schreibt: Die hiesige Pfarrkirche hat einen hohen Turm.“ Der Schlusz ist nahegelegt: Dieser Turm war von Hause aus nicht Kirchturm. Die einfachen länglichen Scharten sind unsystematisch angebracht.

Bei Fundamentierung der jetzigen Kirche deckte man die Grundmauern von zwei Thürmen auf, die, nach Angabe des Lehrerjubilars Herrn Praum, Küster in Laufeld, zu dem Kirchturm in Beziehung gebracht die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks einnahmen. (Pub. Lux. Bd. 32 (1878) S. 113f.)

Wir finden im Bezug auf den Laufelder Kirchturm also zwei konträre Ansichten:

  1. Nach Ansicht Heydingers, Pastor in Schleidweiler bei Zemmer, der sich auch Dr. Willibrord Weins aus Oberöfflingen und Jakob Gessinger aus Laufeld anschlossen, stand das in der bereits erwähnten Urkunde von 1344 so genannte „Schloss Freudenstein“ im Bering der Laufelder Kirche,
  2. Ernst Wackenroder hielt dies für einen Trugschluß und vermutete das „Schloß Freudenstein“ als die Geißenburg bei Brockscheid. Seiner Meinung nach wurde der Laufelder Kirchturm um 1500 erbaut, weil auch zwei Glocken auf diese Entstehungszeit hindeuten.


© Wikipedia / Thomas Hummel

In der Urkunde von 1344 heißt es: „… Hof Laufeld, nahe bei Schloß Freudenstein gelegen …“. Mit diesem Begriff „Hof Laufeld“ war aber nicht der Ort Laufeld gemeint, sondern das Gebiet der späteren Grafschaft Manderscheid (Dierfeld, Eckfeld, Laufeld, Oberöfflingen, Pantenburg, Wallscheid und Schladt). Durch die genannte Urkunde von 1344 ist belegt, daß sich „Schloß Freudenstein“ außerhalb dieses Gebietes befand.

Im Jahre 1680 befand sich die „uralte Pfarrkirche“ in befriedigendem Zustand, aber die Giebelwand zwischen Chor und Schiff sowie das Dach waren schadhaft und bedurften dringend einer Reparatur. Diese wurde im Jahre 1758 vorgenommen. Im Jahre 1759 wurde das jetzige Pfarrhaus erbaut. Dechant Brückmann berichtet, daß der Kirchturm früher statt des heutigen gedrückten Helmes einen hochragenden trug, der einem Blitzschlag zum Opfer gefallen sein soll.

Dies war aber nicht die Ursache, sondern ein Sturmwind, der am Abend des 13. September 1837 – zwischen 9 und 10 Uhr – den größten Teil des Kirchturmhelmes heruntergeschleudert hatte.

Im Vorbericht des „Kosten-Anschlag“ zum Neubau eines neuen Kirchendach-Helmes werden die näheren Umstände des Unglücksfalles erläutert:

„Der außerordentliche Sturmwind … war auch die Schuld, daß der, bis 100 Fuß im Helm hohe Turm auf dem Kirchengemeinde zu Laufeld herabgeschleudert wurde. Einen kräftigen Widerstand gegen außergewöhnliche Naturereignisse konnte dieser zu hohe Turm nicht leisten, da der Holzverband zu schwach und das ganze selbst sehr baufällig war … . Das Mauerwerk … hat auch in der oberen Höhe an Dauerhaftigkeit verloren, indem es sich in seiner senkrechten Stellung herausgebracht hat demnach müssen die ruinierten Theile des Thurmmauerwerkes abgebrochen, neue Mauern statt dieser aufgeführt, und über demselben ein neuer Helm construiert werden.

Der über dem Turmmauerwerke aufgeschlagene Glockenstuhl hat jetzt in Bezug auf den Bau selbst keine passende Stellung, weil durch die Verbindung jenes Stuhles mit dem Mauerwerke ein Läuten der Glocken den ganzen Bau zu sehr erschüttern wird. Der Glockenstuhl muß daher ganz frei stehend von Mauerwerk errichtet werden.“

Dem Kostenvoranschlag, der sich auf 542 Thaler, 2 Silbergroschen und 8 Pfennige belief, war auch die folgende Planzeichnung beigefügt.

Der Neubau des Kirchendach-Helmes ist aber nicht nach diesen Plänen ausgeführt worden. Wie Jakob Gessinger in seiner Dorfgeschichte von Laufeld schreibt, wurden die Turmmauern zwar auf einer Länge von 1 ½ Meter abgebrochen und neue aufgemauert, allerdings dann ein Helm in der noch heute zu sehenden flachen Form aufgesetzt.